Neurodermitis-Ernährung: dein Schlüssel zu mehr Wohlbefinden

Finde heraus, welche Nahrungsmittel dir und deiner Haut (nicht) guttun

31.05.2021
Lesedauer: 4 Min.

Welche Bedeutung hatte gutes Essen bisher für dich? Sprit für deine Laufrunden, Freude an der Geschmacksvielfalt, Seelentröster? Wenn du die Diagnose Neurodermitis bekommen hast, steht eine neue Perspektive deiner Lebensweise im Raum. Du hast eine chronisch-entzündliche Krankheit, die nicht heilbar ist – und deren Symptome möglicherweise durch bestimmte Lebensmittel getriggert werden. Überrascht? Dabei ist das eigentlich kein Geheimnis: Was in unseren Körper gelangt, arbeitet nun einmal entweder für uns – oder gegen uns. Darin steckt auch eine große Chance: nämlich deine Symptome mit einer speziellen Neurodermitis-Ernährung zu lindern. Was kannst du also zu dir nehmen, um den Juckreiz und die Entzündungen besser zu kontrollieren? Wir nehmen dich mit auf eine Entdeckungsreise, die dir aufzeigt, wie das, was du isst, das Geschehen in deinem Körper beeinflussen kann. Mit etwas Kreativität kannst du aber sogar dein Lieblingsessen weiterhin – nur eben ein wenig anders – genießen. Ideen für ein schnelles Abendbrot und eine gesunde Nascherei sind auch dabei!

Neurodermitis-Ernährung: Dein Schlüssel zu mehr Wohlbefinden - Gemüsetopf

Übersicht über die Gründe, warum deine Haut auf Lebensmittel reagiert:

1
Kreuzreaktionen, wenn du Pollenallergiker:in bist:

Sie sind bei Neurodermitis-Patienten:innen in der Hälfte der Fälle verantwortlich für eine allergische Hautreaktion.

2
Allergie auf Grundnahrungsmittel:

Der Antikörper Immunglobulin E löst eine allergische Reaktion aus – meist auf Kuhmilch, Hühnerei, Weizen und Soja.

3
Pseudoallergie:

Die Symptome ähneln denen einer echten Allergie, basieren aber nicht auf einer Immunabwehr. Die Haut reagiert auf natürliche Stoffe oder synthetische Zusatzstoffe.

Tipp: Auch Infekte können einen Neurodermitis-Schub auslösen. Indem du deine Mahlzeiten auf eine vollwertige und bewusste Neurodermitis-Ernährung umstellst, stärkst du indirekt dein Immunsystem und bist gerade in der Erkältungszeit besser gegen Krankheitserreger gewappnet.

3 Wege, wie du deine Unverträglichkeiten herausfindest

1. Ärztliche Testverfahren für Lebensmittelunverträglichkeiten


Suche dir am besten eine:n Dermatalog:in mit ganzheitlichem Blick auf deine Neurodermitis. Ein Pricktest, Atemtests oder Blutwerte können dir erste Erkenntnisse zu deinen Unverträglichkeiten liefern. Beachte jedoch, dass diese nur Anhaltspunkte sind. Daher ist die nächste Maßnahme ein besonders wichtiges Puzzlestück für deine Neurodermitis-Ernährung.  

2. Detektivarbeit für deine Ernährung bei Neurodermitis: die Auslassdiät

Eine Auslassdiät erfordert einen Einschnitt in deine gewohnte Ernährungsweise. Du reduzierst deinen Speiseplan um mögliche Allergene – so kannst du beim schrittweisen Wiedereinführen leicht feststellen, wie deine Haut auf ein spezielles Nahrungsmittel reagiert. So entsteht mit der Zeit dein persönlicher Neurodermitis-Diätplan, der auf deine Trigger abgestimmt ist. 

Damit deine Nährstoffversorgung gesichert ist, solltest du deine Neurodermitis-Diät ärztlich oder fachkundlich begleiten lassen. Handelst du in Eigenregie, weil du dich gut mit deinem Nährstoffbedarf und Lebensmitteln auskennst, dann:

  • begrenze die Auslassdiät auf zwei bis vier Wochen am Stück und führe anschließend einzelne Lebensmittel wieder ein 
  • lasse die häufigsten Trigger weg:
    1. Milch
    2. Eier
    3. Weizen, ggf. glutenhaltige Getreide wie Roggen und Gerste
    4. Soja
    5. Erdnüsse
    6. Hülsenfrüchte
    7. Mais

Beachte nach der Neurodermitis-Diät: 

  • Besteht bei einem Lebensmittel eine gewisse Toleranz, kann ein kompletter Verzicht sich auch negativ auf die Verträglichkeit auswirken
  • Streiche nur bei eindeutiger Reaktion bestimmte Nahrungsmittel und achte darauf, dass du fehlende Nährstoffe durch andere Lebensmittel zuführst
  • Ist bei deinem Kind eine spezielle Ernährung aufgrund der Neurodermitis notwendig, solltest du das Allergen halbjährlich anbieten und die Hautreaktion beobachten – eine Unverträglichkeit besteht bei Kindern häufig nur für eine begrenzte Zeit

3. Führe ein Ernährungstagebuch

Uhrzeit – wann hast du gegessen?
Eine ungefähre Angabe reicht. So kannst du auch den Abstand zwischen deinen Mahlzeiten dokumentieren.

Was – woraus bestanden deine Mahlzeiten?
Erwähne die einzelnen Zutaten möglichst vollständig. Das funktioniert natürlich am besten bei Selbstgekochtem.

Tipp für den Restaurantbesuch:
Triff eine Wahl, bei der die Zutaten so offensichtlich wie möglich sind – etwa Fischfilet, Kartoffeln, Bohnen.

Wo hast du gegessen?
Alleine vor dem Fernseher, in geselliger Runde unterwegs, ohne Ablenkung zu zweit am Tisch?

In welcher Stimmung warst du beim Essen?
Hast du aus Langeweile gesnackt, warst du traurig, gestresst oder entspannt?

Welche Beschwerden hast du beobachtet und wann?
Stellst du Rötungen oder Juckreiz fest? In welchem zeitlichen Abstand zu einer Mahlzeit treten die Symptome auf?

Gab es außergewöhnliche Ereignisse?
Wenn ungewöhnliche Ereignisse eingetreten sind, solltest du sie notieren. Auch (positiver) Stress kann sich auf dein Hautbild auswirken.

Grafik, die Tipps für ein Ernährungstagebuch bei Neurodermitis aufzeigt

Neurodermitis-Ernährung bei Kindern

Bei Kindern gilt Neurodermitis als häufigste chronische Erkrankung, sie sind häufiger betroffen als Erwachsene. Bist du als Elternteil erkrankt, besteht ein erhöhtes Risiko, dass auch bei deinem Baby die Hautkrankheit ausbricht. 

Die besten Voraussetzungen nicht zu erkranken hat dein Baby wenn …

  • es mindestens vier Monate voll gestillt wird
  • es als Alternative oder ergänzend zur Muttermilch hypoallergene Fläschchennahrung erhält
  • du trotz Allergierisiko ab Ende des vierten Monats Beikost einführst und zusätzlich weiterhin stillst
  • du ab dem ersten Lebensjahr vielseitig fütterst – trotz Neurodermitis: Ernährung mit potenziellen Allergenen fördert nach aktuellem Stand der Forschung eher die Verträglichkeit
  • du bei offenkundigen Hautreaktionen auf Lebensmittel eine:n Dermatolog:in konsultierst (häufig bei Kleinkindern: Milcheiweiß-Unverträglichkeit)

Das Thema der Ernährung von Kindern, die von Neurodermitis betroffen sind, wird kontrovers diskutiert. Wir haben daher mit Dr. Med. Anne Gürtler ein Interview dazu geführt.

Ernährung bei Neurodermitis: die wichtigsten Dos und Donts

Wie solltest du dich mit Neurodermitis ernähren? Nimm dir möglichst jeden Tag Zeit fürs Selberkochen, denn in verarbeiteten Lebensmitteln stecken vielfach minderwertige Zutaten. Achte beim Einkaufen auf die Zutatenliste: Sie sollte so kurz wie möglich ausfallen und ohne Zusatzstoffe auskommen. Alternativen zu konventionellen, stark verarbeiteten Lebensmitteln findest du häufig im Biomarkt. Greife möglichst zu frischen regionalen und saisonalen Lebensmitteln in Bio-Qualität. Antientzündliche und nicht reizende Lebensmittel sind bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen deine erste Wahl. 

Das bedeutet nicht unbedingt, dass du auf etwas verzichten musst – es gibt leckere Alternativen:

  • Ersetze morgens dein Marmeladenbrot durch Jogurt mit Haferflocken, Nüssen und Beeren. 
  • Statt Schweinefleisch, in dem entzündungsfördernde Arachidonsäure steckt, kommt Huhn oder Pute auf den Grill. 
  • Kokospralinen aus dem Supermarktregal kannst du aus Kokos- und Mandelmus plus Ahornsirup und Kokosflocken selbst herstellen. 

Wenn du die Dont’s der Ernährung bei Neurodermitis erst einmal verinnerlicht hast, greifst du bei der Zubereitung hautfreundlicher Mahlzeiten automatisch zu geeigneteren Zutaten. Vielleicht findest du auch Spaß am Meal-prep-Trend: Plane deine Mahlzeiten und koche für eine Woche vor. So umschiffst du verführerische Fast-Food-Fallen und musst dafür nicht täglich am Herd stehen.

Tipp: Halte immer Vorräte für Gemüsesticks, grüne Smoothies sowie Nüsse und Joghurt mit Beeren als gesunde Snacks vor. Wenn eine Mahlzeit mal besonders schnell gehen soll: Iss statt Käsetoast eine Scheibe Kerne-und-Saaten-Brot mit einem veganen Aufstrich.

Frau hat einen gesunden Snack in der Hand

Dos:

  • Entzündungshemmende Nahrungsmittel wie grünes Gemüse und Beeren
  • Hafer- und Dinkelprodukte
  • Leinöl und Gammalinolensäure, z. B. aus Borretschöl
  • Probiotika wie Joghurt oder Sauerkraut
  • Mandeln und Cashewnüsse, Pinien-, Sonnenblumen- und Kürbiskerne
  • Pfefferminztee, Kräutertee, Wasser
  • Rind- und Geflügelfleisch
  • Süße Obstsorten

Donts:

  • Durchblutungsfördernde Gewürze und Genussmittel wie Alkohol und Kaffee
  • Entzündungsfördernde Lebensmittel wie Weizenprodukte und Süßigkeiten
  • Rauchen (verschlechtert die Durchblutung und Versorgung der Haut)
  • Schweinefleisch und Wurst
  • Roter Kräutertee (kann die Haut reizen)
  • Softdrinks
  • Raffinierter Zucker

Genieße mit Vorsicht:

  • Milch und Milchprodukte 
  • Säuerliche Obstsorten wie Kiwis und Zitrusfrüchte
  • Honig und Ahornsirup als Süßungsmittel
  • Tomaten

Fazit: In deiner Neurodermitis-Ernährung findest du eine neue Dimension von Genuss

Du weißt jetzt, wie eine unterstützende Neurodermitis-Ernährung gestrickt ist und welche Nahrungsmittel hautfreundlich sind. Welche Lebensmittel du tatsächlich gut verträgst, gilt es jetzt herauszufinden – denn das ist individuell. Hast du diese Erkenntnisse gewonnen, wollen sie von dir mit Leben und vor allem mit Genuss gefüllt werden.

Frau mit Neurodermitis

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