Neurodermitis an den Fingern

Packen wir’s an: Du hast viele deiner Symptome in der Hand

04.10.2021
Lesedauer: 4 Min.

An manchen Tagen geht es der Haut an deinen Fingern und Händen offensichtlich nicht gut. Das bemerken auch andere. Ihnen die Hand geben? An der Kasse Wechselgeld entgegennehmen? Keine schöne Situation, wenn die Blicke Bände sprechen. Manchmal möchtest du vielleicht am liebsten rufen: „Ist nicht ansteckend!“ Betrifft deine Neurodermitis Finger und Hände, steht deine Haut, aber auch deine Psyche im Alltag vor so einigen Herausforderungen. Dazu kommt ja auch noch: Deine Hände sind so gut wie immer in Aktion – und kommen mit vielen verschiedenen Stoffen in Kontakt, beim Händewaschen, beim Haushalt, bei der Gartenarbeit. Dabei fordern sie wegen ihrer Erkrankung Schutz und Aufmerksamkeit von dir. Nicht immer so einfach, oder? Wir zeigen dir, wie du deine Hautbedürfnisse mit deinen Alltagsaufgaben in Einklang bringst. Du hast deine Symptome mehr in der Hand als dir vielleicht bewusst ist. Schon kleine Gewohnheiten können deine Haut stabilisieren. Lass es uns anpacken!

Bild von Hand bzw. Fingern mit Neurodermitis

Was ist Neurodermitis an den Fingern?

In Ruhephasen ist deine Haut sehr trocken und spannt. Im akuten Stadium verändert sie sich: Die Haut an den Fingerknöcheln und -gelenken ist rissig, bei Neurodermitis zwischen den Fingern ist die Haut dort schuppig und gerötet. Auch die Handinnenflächen sind häufig trocken und zeigen vermehrte Linien. Um das Ekzem entsteht Juckreiz. Die Symptome können sehr unterschiedlich sein.

Tipp: Schau dir deine Nägel mal genauer an. Manche Neurodermitis-Patient:innen haben an einzelnen Nägeln Querrillen. Sie können auch als Folge von Hormonschwankungen und Infekten auftreten.

Finger-Check: Minimalausprägung oder anderes Krankheitsbild?

Wenn sich die Haut nur an deinen Fingern verändert, du ansonsten aber keine Neurodermitis-Symptome wie z.B. Juckreiz hast, kann es sich entweder um eine Minimalausprägung der chronischen Hauterkrankung handeln – oder auch um ein anderes Krankheitsbild. Lies gleich mal nach, ob etwas davon auf dich zutrifft. Was bei beiden Erscheinungsbildern ebenso wie bei atopischen Ekzem hilft, erfährst du weiter unten. 

1. Pulpitis sicca – trockenes Fingerkuppenekzem:

Die Haut ist besonders an den Fingerkuppen empfindlich und gut durchblutet. Hast du vor allem im Winter an dieser Stelle trockene Haut, und Risse, die Schmerzen verursachen? Dann kann Pulpitis sicca dahinter stecken – Neurodermitis an den Fingerkuppen, eine Minimalausprägung der Krankheit.

Tipp: Meide Kälte und Nässe. Auch Zitrusfrüchte können die Beschwerden verstärken. Außerdem strapazieren Materialien wie Holz, Zement oder Erde deine Haut.

Pulpitis sicca/Fingerkuppenekzem Detailaufnahme

2. Leichte Neurodermitis: Finger-Bläschen

Vielleicht kennst du vor allem im Sommer kleine Bläschen an den Fingern, die stark jucken. Das kann Dishydrose sein. Dis – was?, fragst du dich jetzt vielleicht. Nicht Neurodermitis, Finger-Bläschen: Ein eigenes Krankheitsbild, das viele Menschen mit genetischer Neigung zu Überempfindlichkeitsreaktionen (und somit auch mit Neurodermitis) betrifft. Die Ursache dieser rätselhaften Hautveränderungen ist unklar.

Tipp: Kontaktallergien oder Pilzinfektionen stehen als Auslöser in Verdacht. Frage doch einfach mal dein:e Dermatolog:in um Rat.

Hände mit Bläschen draußen in der Sonne

Was kann ich gegen Neurodermitis an den Fingern tun?

Die genetisch bedingte Anfälligkeit deiner Haut wird dich ein Leben lang begleiten: Sie ist trocken und empfindlich. Deine Haut wird Infektionen gegenüber anfälliger bleiben. Mit den typischen Symptomen kann das anders aussehen: Theoretisch sind lange beschwerdefreie Zeiten möglich. Unsichtbare Mikroentzündungen sind auch dann nachweisbar, wenn optisch Ruhe herrscht. Manchmal bleiben akute Beschwerden wie der Juckreiz auch vollständig aus, vor allem bei Kindern. Doch damit es dazu kommen kann, müssen wir uns mit den Auslösern der Hautveränderungen beschäftigen. Da Neurodermitis an den Fingern chronisch verläuft, ist eine Wiederkehr der Symptome wahrscheinlich. Doch du hast es in der Hand, die besten Voraussetzungen zu schaffen, dass deine Haut einen Schub gut und schnell übersteht. Lass uns schauen, welche Maßnahmen du jeden Tag durchziehen solltest und wie du deiner Haut in akuten Phasen helfen kannst.

Jeden Tag – so beugst du neuen Schüben bei atopischen Ekzem an den Fingern vor:

  1. Meide deine persönlichen Trigger

Du kennst deine Hände besser als jeder andere. Beobachte ganz genau, welche der typischen Trigger einen akuten Schub auslösen oder deine Symptome verstärken.

  • Allergene wie Pollen, Nahrungsmittel, Hausstaub
  • Zusätze in Kosmetika wie Duft- oder Konservierungsstoffe
  • Reizende Materialien wie Wolle oder synthetische Fasern
  • Temperaturschwankungen
  • Schweiß
  • Stress

Tipp: Die Nia-App der Berliner Charité hilft dir dabei, die Reaktionen deiner Haut zu dokumentieren und deine persönlichen Trigger zu identifizieren.


2. Pflege und Schutz

Bei Neurodermitis an den Fingern kann vor allem der häufige Kontakt mit Wasser die genetisch gestörte Hautschutzbarriere weiter belasten. Beachte daher Folgendes:

  • Creme deine Hände mit jedem Kontakt nach Wasser ein – mit einer reichhaltigen hochverträglichen Creme aus der Apotheke. In der Nacht kannst du sie besonders großzügig auftragen und mit Handschuh einwirken lassen. Es gibt für Betroffene mit Ekzem an den Fingern Handschuhe aus extrem glatten Spezialfasern mit kühlendem und antibakteriellem Effekt. Eine gewissenhafte Pflege kann deinen Kortisonbedarf senken und beugt neuen Schüben vor.
  • Schütze deine Haut bei der Hausarbeit vor Nässe mit Gummihandschuhen – da du darin schnell schwitzt, solltest du bei Neurodermitis an den Fingern Baumwollhandschuhe überziehen.
  • Verwende beim Händewaschen eine rückfettende pH-neutrale Seife ohne Duftstoffe. Fürs Hände reinigen kannst du auch mal zum Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis greifen, das die Haut schont.
  • Trockne deine Haut sanft und gründlich ab. Auch in den Zwischenräumen – so kannst du Infektionen und Juckreiz vorbeugen.
  • Schütze die empfindliche Haut im Winter mit Handschuhen aus glatter Baumwolle mit flachen Nähten – meide kratzende Stoffe wie Wolle und Synthetik.
  • Achte auf deine Ernährung. Sie sollte reizarm und antientzündlich sein – verzichte möglichst auf Süßes, Alkohol, Milchprodukte, Kaffee und Schweinefleisch.
  • Akzeptiere deine Haut und ihre Besonderheiten. Neurodermitis an Fingern und Händen belastet viele Menschen psychisch stark. Jeder kann die atopische Erkrankung sehen, manche schrecken zurück. Das sollte dich nicht weiter jucken: Nimm dich und deinen Körper an wie du bist – wenn dir das nicht gelingt, zögere nicht: Hole dir professionelle Hilfe.
Händewaschen mit Neurodermitis/geschädigter Haut

3. Hilfe bei akuten Symptomen:

  • Verwende zur Behandlung eine Neurodermitis-Creme mit juckreizlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften
  • Hast du Risse durch Neurodermitis an den Fingerkuppen, greife zu speziellen Pflastern: Sie schützen vor Nässe und fördern die feuchte Wundheilung
  • Probiere Hausmittel wie Schwarztee-Umschläge gegen Neurodermitis an den Fingern aus
  • Vermeide weitere Hautschäden mit Anti-Kratz-Tricks: Knete, streichle oder klopfe deine Haut, kratze an einem Ersatzobjekt oder kühle mit einer Kältekompresse 

Fazit: Die Auslöser anzupacken hilft, gut mit Neurodermitis an den Fingern zu leben

Neurodermitis an den Fingern mag dich vor besondere Herausforderungen stellen – doch mit der richtigen Pflege und ganzheitlichen Schutzmaßnahmen kannst du dein Leben wieder in die Hand nehmen. Creme so oft wie möglich: So kann dein Kortisonbedarf gesenkt werden und du bleibst womöglich über längere Phasen beschwerdefrei.

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